Psychosomatik der Hauterkrankungen
Erstellt von r.ehlers am Dienstag 21. April 2015
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Ein ganz schlimmer Fall: Offenes Bein (ulcus cruris)
Unter https://idw-online.de/de/news618794 teilte die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften am 18.12.2014 folgendes mit :
„Haut als „Spiegel der Seele“ – Jede dritte Hautkrankheit tritt gemeinsam mit psychischem Leiden auf
Berlin – Nesselsucht als Folge unterdrückter Wut, Neurodermitis durch zu viel Stress – eine Vielzahl von Hauterkrankungen hat seelische Ursachen. Eine neue europäische Studie belegt nun, dass fast jeder dritte Hautkranke auch unter psychischen Problemen leidet. In Anbetracht dieser Ergebnisse fordert die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin (DGPM), bei der Behandlung von Hautkrankheiten Diagnostik und Therapie gleichzeitig auftretender seelischer Erkrankungen stärker als bisher zu berücksichtigen.“
Anmerkung:
Man muss nicht das geschulte Auge eines medizinischen Diagnostikers haben, um zu wissen, dass Menschen mit psychischen Störungen oft „schlecht aussehen“. Fast jeder Zweite kennt auch die Situation, dass „sein“ Lippenherpes, und wenn er noch so lange geschlafen hat, bei Störungen wie Erkältungen, aber gerade auch in Folge unangenehmer seelischer Erfahrungen zu blühen anfängt.Daraufhin fühlt man sich erst recht elend. Im Gesamtsystem Mensch kommt eben immer wieder alles zusammen und monokausale Vorgänge sind die Ausnahme.
Weiter heißt es in der Veröffentlichung:
„In den vergangenen Jahrzehnten haben Hauterkrankungen immer mehr zugenommen. Neurodermitis oder Schuppenflechte etwa sind zu Volkskrankheiten geworden. Meistens sind die Hautleiden genetisch veranlagt. Doch darüber, ob und wann sie ausbrechen, entscheiden viele Faktoren mit – vor allem auch die psychische Verfassung.“
Anmerkung:
An die genetische Veranlagung glaube ich erst, wenn die Gene und ihre Wirkung genau benannt werden können. Hier kommt es darauf aber nicht weiter an.
Weiter im Text:
„Dies belegt eine neue europäische Studie, in der Wissenschaftler in dreizehn Staaten insgesamt rund 3600 Menschen mit Hautkrankheiten befragt und untersucht haben. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass 29 Prozent der Hautkranken gleichzeitig auch an einer psychischen Erkrankung litten. Zum Vergleich: In der Kontrollgruppe, die aus 1400 Menschen ohne Hautkrankheiten bestand, lag dieser Anteil bei nur 16 Prozent.
Die Forscher stellten außerdem fest, dass der Anteil von Menschen mit Depressionen unter den Hautkranken mehr als doppelt so hoch war, und Angsterkrankungen oder Suizidgedanken anderthalbmal so häufig vorkamen wie in der Kontrollgruppe.“
Anmerkung:
Die Erhöhung der Koinzidenz von Hautkrankheiten und psychischen Störungen um nur 13 % ist recht gering. Diese Erhöhung erklärt sich schon dadurch, dass Hautkrankheiten für die Betroffenen oft einen gewaltigen Stress bedeuten. Dass Stress der Auslöser schlechthin für die meisten psychischen Störungen ist, ist allgemein bekannt – ebenso der Einfluss des zentralnervösen Levels am Stressontrollhormon Serotonin.
„In solch großem Umfang wurde der Zusammenhang von Haut- und psychischen Krankheiten bisher nicht nachgewiesen“, sagt Professor Dr. med. Uwe Gieler, der als kommissarischer Leiter der Universitäts-Hautklinik in Gießen maßgeblich an der Studie beteiligt war und sich nun Fortschritte bei der Behandlung Hautkranker verspricht. „Wenn eine Hauterkrankung auf psychische Probleme zurückgeht, ist die Behandlung nur adäquat, wenn die psychischen Probleme erkannt und mitbehandelt werden“, betont Gieler.Vor allem bei allergischen Hauterkrankungen gebe es zunehmend Hinweise auf seelische Ursachen. „Neurodermitis kann sich durch belastenden Stress verschlimmern, unterdrückte Wut in Nesselsucht äußern“, erläutert der DGPM-Experte. Ursache sind höchstwahrscheinlich Neuropeptide – Botenstoffe, die der Körper in Stress-Situationen ausschüttet. Diese könnten durch die Nervenbahnen bis zu den Organen gelangen und dort Entzündungen verstärken.“
Anmerkung:
Ebenso wie es beliebt ist, bei unklarer Erkenntnislage den Genen die Schuld zuzuschieben, müssen, wenn es um Stress geht, immer wieder nicht näher genannte Neuropeptide als Verursacher herhalten. Die bekannten Endorphine, die opioidähnliche chemische Verbindungen sind, können nicht gemeint sein, weil sie nur kurfristig entstressen.Unser Körper hat aber doch einen ganzen Satz diverser klassischer zentralnervöser Steuerstoffe, die sich in Abwesenheit des einsamen Stresskontrolleurs Serotonin zur bekannten Stresskaskade auftürmen, u.a. Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, CDH, Cortisol und Testosteron. Ominöser hormonähnlicher Stoffe ohne Namen bedarf es zur Begründung nicht.
„Gerade die Haut reagiert häufig als Überdruckventil der Seele“, sagt Gieler. In der deutschen „Leitlinie Allergieprävention“, an der Gieler als Experte der DGPM mitarbeitete, findet sich seit diesem Jahr erstmals der Bezug zu psychischen Leiden: Schwerwiegende Lebensereignisse, wie die Trennung der Eltern oder der Tod eines Elternteils, in der Schwangerschaft oder in der frühen Kindheit, erhöhen das Risiko für spätere allergische Erkrankungen der Kinder. „Diese Leitlinie verdeutlicht, wie wichtig es ist, beispielsweise im Fall frühkindlicher Traumata gegebenenfalls frühzeitig eine psychische Behandlung in Angriff zu nehmen, bevor das seelische Leid in einer Allergie oder Hauterkrankung mündet “, sagt Professor Dr. med. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm und Mediensprecher der DGPM.
Quelle:
Dalgard F, Gieler U et al (2014): The psychological burden of skin diseases: a cross-sectional multicenter study among dermatological out-patients in 13 European countries Journal of Investigative Dermatology, epub ahead of print““
Anmerkung: Native Kost und Heilung von Hautkrankheiten
Es fällt heute schwer zu begreifen, dass es vielerJahrzehnte bedurft hat, bis sich die wissenschaftliche Erkenntnis von der Ganzheit des Menschen mit der wechselseitigen Abhängigkeit von Körper, Gemüt und Geist durchgesetzt hat. Die Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für psychosomatische Medizin (DPGM) ist nur ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Vor Jahren habe ich mich mit einem erfahrenen Diabetologen herumgestritten, der mir dominativ erklärte, dass die nach der Umstellung auf einen täglichen Löffel nativer Kost häufig festgestellten Verbesserungen bei Nesselsucht, Neurodermits und Psoriasis auf die Verbesserung des zerebralen Serotonlevels zurückzuführen sei. Genau so dominativ erklärte ich, dass es solche Verbesserungen auch bei einer konsequenten Verbesserung der Ernährung ohne Berücksichtigung der Serotoninlage gäbe. Ich muss heute einräumen, dass wir möglicherweise beide einen Teil der Wahrheit in Händen hatten – und mein Kontrapart wohl sogar den besseren.